Die Legende vom „Münzenberg-Konzern“ – Die wirtschaftlichen Mittel zum Zweck

Willi Münzenberg, 1930, Bundesarchiv BildY 10-775-9-91a

„Münzenberg hat offenbar den Ehrgeiz mit dem toten Stinnes und dem lebenden Hugenberg auf eine Stufe gestellt zu werden. Er macht alles, er hat keine Bedenken, er scheint niemandem verantwortlich zu sein…(..) Er stellt Parteilose in seinen Dienst, er lässt einen Ullstein-Direktor auf dem „Antifaschistischen-Kongreß“ reden, er verbündet sich mit den offenen Gegnern der Revolution und der Arbeiterbewegung, wenn es sein Geschäft erfordert.“
Eugen Prager, Münzenberg-Konzern! Die Geschäfte des kommunistischen Hugenberg, 1929

Es sind sein persönliches Engagement, seine Initiativkraft, die direkte Verantwortung, die Ausdehnung seiner Aktivitäten und die sich einstellenden Ergebnisse, die Münzenberg schnell zum erbitterten Angriffsziel von Gegnern machen. Sie gebären die diffamierende Legende vom „MünzenbergKonzern“, vom „Roten Hugenberg“ und „Roten Millionär“, die sich bis in die heutige Zeit halten.

Seine relative Unabhängigkeit, scheinbare Unangreifbarkeit, die oft unorthodoxen Mittel und Methoden sowie Erfolge begründen jedoch auch Misstrauen und Missgunst in den eigenen Reihen. Diese innerparteilichen Gegner werden später die veränderten Zeiten nutzen, ihn des Renegatentums zu bezichtigen und so stalinistischer Verfolgung auszusetzen.

„Prager sammelte alle Behauptungen, Gerüchte und Kaffeehausphrasen aus den letzten zehn Jahren, ordnete das alles wie ein guter Krankenkassenverwalter oder Stubenältester in der wilhelminischen Armee und machte daraus ein Kästchenspiel ‚Münzenberg-Konzern‘. Mit der Wahrheit hat dieser lustige Aufbau mit Dutzenden von Kästen und Kasten freilich nichts zu tun, entspricht vielmehr nur der blödsinnigen Phantasie, die sich Prager und andere von dem Konzern gemacht haben.“
Willi Münzenberg, Münzenberg-Konzern?, 1929

 

 

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