In den Wäldern von Montagne – Vom ungeklärten Ende

Münzenbergs Grab auf dem Friedhof in Montagne bei St. Marcellin, 2014

Im Frühsommer 1940 geht das faschistische Deutschland zur Offensive gegen Frankreich über. Die Deutschen, die als Emigrant:innen in das Land kamen, werden interniert. Zu ihnen gehört auch Münzenberg. In Reaktion auf die schnell vorrückenden deutschen Truppen werden die Internierten immer weiter nach Süden verlagert. Im Chaos der Märsche gelingt Münzenberg am 20. Juni 1940 im Departement Isére die Flucht. Zuletzt wird er in Begleitung von zwei Männern gesehen.

Am 17. Oktober d. J. wird im Wald von Montagne bei St. Marcellin eine verweste Leiche gefunden und als Willi Münzenberg identifiziert. Die Gendarmerie von St. Marcellin protokolliert Selbstmord durch Erhängen als Todesursache. Es folgt eine anonyme Bestattung auf dem Friedhof in Montagne.

Brief von Babette Gross an die Gemeinde in St. Marcellin

1947 kommt Babette Gross auf der Suche nach Zeugnissen vom Ende Münzenbergs nach Montagne. Sie erwirbt eine Grabstelle und erwirkt die Umbettung. Von Dorfbewohner:innen erlangt sie Auskunft über seine Versuche, am Abend des 20. Juni 1940 ein Auto für die Fahrt an die nahe und doch so ferne Schweizer Grenze zu bekommen. Wieder ist die Rede von Begleitern. Doch auch hier bleibt deren Rolle im Dunkel. Die Akten der Polizei bleiben ihr verschlossen.

Über die Jahre verwittert der Grabstein und das Grab verwildert. Erst 2023 wird das Grab mit Unterstützung der Stiftung Willi Münzenbergs Erben und der 2022 in Montagne gegründeten Association Européenne Willi Münzenberg saniert.

„Montagne liegt sehr hoch über dem Tal der Isere, ein weit auseinandergezogenes Dorf. Vom kleinen Friedhof schaut man weit hinaus in das blühende Tal der Isere und jenseits auf die Alpen des Dauphinois, ein Platz zu schön, um dort begraben zu sein. Und doch beruhigt mich irgendwie der Gedanke, dass Willi dort ruht.“
Babette Gross in einem Brief an Edi Meyer, 1947

 

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