Mit dem Braunbuch gegen braune Diktatur – Gegen-Propaganda als Waffe im Exil

Dimitroff contra Göhring, Cover Braunbuch II,
Gestaltung: John Heartfield

Vor den Gefahren des Faschismus warnend und der Machtergreifung aktiv entgegentretend, wird Münzenberg dennoch in der Nacht des Reichstagsbrandes am 27. Februar 1933 überrascht. Auf abenteuerlichem Weg gelingt ihm, der auf ersten Fahndungslisten ganz oben steht, die Flucht nach Paris.

Ungeachtet der völligen Unsicherheit der eigenen und der politischen Verhältnisse setzt seine praktisch unterstützende und propagandistische Tätigkeit sofort wieder ein. Er wird Gründer eines Welthilfskomitees für die Opfer des deutschen Faschismus, Mitbegründer der Deutschen Freiheitsbibliothek, zieht frühere Mitarbeiter in Paris zusammen, übernimmt den Verlag Editions de Carrefour und beginnt seinen Gegen-Angriff mit der Initiierung und Herausgabe der Braunbücher gegen den Reichstagsbrandprozess.

Es folgen ein Gegen-Prozess, die Gründung von Komitees, ein Weltfriedenskongress, Konferenzen, Bücher, Flugschriften gerichtet gegen das System, das Deutschland usurpiert und die Welt bedroht, und für ein breites GegenBündnis werbend.

Auszug aus Münzenbergs
Propaganda als Waffe,
Die Zukunft, 1937 & Cover Braunbuch über Reichstagsbrand und Hitlerterror,
Gestaltung: John Heartfield

1937 entsteht mit Propaganda als Waffe eine umfassende Auseinandersetzung mit Grundlagen, Inhalt, Funktion und Wirkungsweise faschistischer Propaganda. Die Schrift, geeignet, die eigene Niederlage zu verstehen und offensivem Gegen-Wirken zu dienen, wird unvermittelt Anlass heftiger Anwürfe aus den eigenen Reihen. Diese sind bereits Teil der sich kommend stetig verstärkenden Angriffe.

„Ich kam in Paris an, als der Reichstagsbrandprozess gerade in vollem Gang war und Europa in seinem Bann hielt. Am Tag nach meiner Ankunft traf ich zum ersten Mal Willi Münzenberg, den Propagandachef der westeuropäischen Abteilung der Komintern. Am selben Tag begann ich in seinem Büro zu arbeiten und wurde zu einem der unwichtigeren Teilnehmer der großen Propagandaschlacht zwischen Berlin und Moskau. Sie endete mit einer völligen Niederlage der Nazis – es war die einzige Niederlage, die wir ihnen in den sieben Jahren vor dem Krieg zufügen konnten.“
Artur Koestler, Als Zeuge der Zeit/Das Abenteuer meines Lebens, 1982

 

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