Das Netzwerk um George Grosz und Bertolt Brecht: Felix Weil und Karl Korsch

10. Oktober 2024, 19:00
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Autor unbekannt, Quelle: www.marxists.org/subject/frankfurt-school/group-photo.jpg, via Wikimedie Commons

Felix Weil gründete und finanzierte 1923 in Frankfurt a. M. das Institut für Sozialforschung als Plattform für marxistische Forschung und Lehre, aus welchem später die berühmt gewordene „Frankfurter Schule“ bzw. Kritische Theorie hervorging. Ziel war nicht nur die Erforschung des Sozialen im Sinne der wissenschaftlichen Soziologie, sondern eine dezidiert marxistische Analyse der Gesellschaft. Als ersten Institutsdirektor zog er auch Karl Korsch in Betracht, der jedoch als politisch exponierter Vertreter der SPD-KPD-Regierung in Thüringen nicht in Frage kam, wollte man die angestrebte Anbindung des Instituts an die Frankfurter Universität erreichen. Felix Weil war darüber hinaus ein jahrelanger Mäzen von George Grosz, der diesen mit monatlichen und einmaligen Zuwendungen unterstützte, und 1926 in einem berühmten Gemälde von ihm porträtiert wurde. Er wirkte außerdem als Delegierter der Komintern in Südamerika, hielt aber früh Abstand zur KPD und finanzierte vorübergehend auch den Malik-Verlag und die Piscatorbühne. Karl Korsch wurde 1926 aus der KPD ausgeschlossen, avancierte danach aber zum „Marxismus“-Lehrer von Bertolt Brecht und zählte ab Ende der 1920er Jahre zu dessen Kreis. In den 1930er Jahren hielt beider Kontakt, mehrere Wochen verbrachte Korsch – wie Walter Benjamin – bei Brecht in dessen dänischen Exilort Skovbostrand. Dies blieb auch dem sowjetischen Geheimdienst NKWD sowie der KPD-Exilführung in Moskau nicht verborgen, galt ihnen Korsch doch als Trotzkist. Alle vier trafen sich nicht nur zur Premiere der „Dreigroschenoper“ am 31.08.1928 im Theater am Schiffbauerdamm, sondern blieben über die Zeiten hinweg einander vielfältig – teilweise auch freundschaftlich – verbunden.

Die Diskutanten:
Prof. Dr. Michael Buckmiller ist Herausgeber der Karl Korsch Gesamtausgabe, Offizin Verlag Hannover. Dr. Hans-Peter Gruber ist wissenschaftlicher Mitarbeiter im Zentralarchiv zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland und Projektmitarbeiter an der Hochschule für Jüdische Studien in Heidelberg sowie Autor von „Aus der Art geschlagen“. Eine politische Biografie von Felix Weil (1898–1975), Campus Verlag 2022. Dr. Klaus Lederer ist Mitglied des Abgeordnetenhauses, Fraktion DIE LINKE.

Eintritt: 5 € (vor Ort zu bezahlen)
Um Anmeldung wird gebeten.

Die Veranstaltung findet im Rahmen der Ausstellung Was sind das für Zeiten? Grosz, Brecht und Piscator zu sehen in Das Kleine Grosz Museum statt. Weitere Veranstaltung sind hier zu finden.

Location

Münzenbergsaal, Franz -Mehring-Platz 1 D-10243 Berlin

Partner / Veranstalter

Münzenberg Forum Berlin

Das Kleine Grosz Museum

Kontakt

info@muenzenbergforum.de